Immer häufiger wird über Schlägereien in Geflüchtetenunterkünften berichtet. Von sogenannten besorgten Bürgern heißt es dann, man habe ja schon immer gewusst, dass diese Flüchtlinge gewalttätig und kriminell seien.
Wertet man die Fälle aber statistisch aus, so sieht man dass diese Schlussfolgerung falsch ist. Nur eine verschwindend geringe Minderheit ist an Schlägereien beteiligt und Gewalt bricht fast nur in hoch belegten und nicht für die Unterbringung von Menschen gebauten Unterkünften – also in sehr angespannten Situationen – aus. Bei diesem Defizit könnte man ansetzen.
Methodik
Um mir ein Bild über die Gewalt unter Geflüchteten zu machen habe ich mittels Nachrichtenaggregatoren die Artikel zu den entsprechenden Fällen im letzten Monat herausgesucht und anhand verschiedener Gesichtspunkte ausgewertet.
Sind Flüchtlinge gefährlich?
Dass sich die Kriminalitätsrate, laut Aussage der entsprechenden Polizeidirektionen, im Umkreis von Geflüchtetenunterkünften nicht geändert hat ist eigentlich schon genug Antwort. Die besorgte Bürgerin kann nun also beruhigt aufatmen – denn sie ist nicht betroffen. Aber selbst untereinander werden nur wenige gewalttätig.
Neben den im Folgenden betrachteten Faktoren zur Ursachenforschung habe ich mir auch angeschaut, wie viele Menschen an den Schlägereien beteiligt waren. Es ergab sich ein Mittelwert von 100 Menschen bei 20 Fällen für den betrachteten Monat. Bezogen auf alle 800’000 Geflüchtete in 12 Monaten kommt man auf maximal 3% , die sich überhaupt an einer Schlägerei untereinander beteiligten.
Die Frage, ob Geflüchtete gefährlich sind, kann man also ganz klar mit Nein beantworten. Was sind nun aber die Ursachen, die zum Ausbruch von Gewalt beitragen?
Ursachenforschung
Bei den 20 gefunden Fällen habe ich mir besonders die Art der Unterbringung angesehen. Dabei ergab sich, dass in 70% der Fälle mehr als 500 Menschen in den Unterkünften lebten. In 40% der Fälle waren es sogar über 1000.
Bei diesen 20 Unterkünften handelte es sich mit einer einzigen Ausnahme um Notunterkünfte. Diese wurden also nicht zur Unterbringung von Geflüchteten gebaut. 65% dieser Unterkünfte wurden überhaupt nicht zur Unterbringung von Menschen gebaut, sondern es handelte sich um Turnhallen, Großmärkte, Fabriken, u.Ä. Die verbleibenden Unterkünfte waren hauptsächlich ehemalige Armeekasernen.
Eine weitere Koinzidenz gibt es mit der unterschiedlichen Nationalität der Beteiligten der Schlägerei. In 65% der Fälle waren die Beteiligten unterschiedlicher Herkunft. Ob sich aber Gruppen anhand von Nationalitäten bildeten lässt sich nicht sagen.
Die Anlässe für die Gewaltausbrüche waren aber – wenn bekannt – andere. Meist handelte es sich um Nichtigkeiten – etwa die Lautstärke in einem Schlafsaal oder Streitigkeiten bei der Essensausgabe.
Auffällig ist auch, dass die Hälfte der Fälle, die nicht in hochbelegten Häusern stattfand in speziellen Unterkünften für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge stattfand. Hier leben Kinder und Jugendliche, die ohne ihre Eltern oder andere Erwachsene fliehen mussten.
Fazit
Die Untersuchung zeigt also, dass Gewalt dort auftritt, wo Geflüchtete menschenunwürdig behandelt werden: in Unterkünften mit vielen hundert Bewohnern, die nicht für die Unterbringung von Menschen gebaut wurden. Spannungen können sich hier anhand von eigentlich unwichtigen Anlassungen in Schlägereien entladen.
Doch trotz der angespannten Situation, in der viele, die zu uns flüchten, jetzt leben sind es tatsächlich nur sehr wenige, die an den Schlägereien teilnehmen.
Was die Zahlen jedoch zeigen ist, dass wir dringend daran arbeiten müssen, Geflüchtete menschenunwürdig unterzubringen.
Das Zahlenmaterial findet sich hier.